Gesundes Altern und Umgang mit Demenz

Gesundes Altern und Umgang mit Demenz

Eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit ist die Demenz. Im Jahr 2015 litten über 47 Millionen Menschen an dieser Krankheit, Schätzungen zufolge wird sich die Zahl bis 2050 verdreifachen. Neben hohen Kosten, die mit dieser Langzeiterkrankung verbunden sind, stellen die Folgen für die Angehörigen – die den langsamen Verfall und das Verschwinden eines
geliebten Menschen mit ansehen müssen – eine unglaubliche Belastung dar. Einer aktuellen Studie zufolge sind 40 % aller Demenzfälle vermeidbar oder könnten zumindest verzögert werden. Natürlich sind einige Demenzrisiken genetisch bedingt und (derzeit) nicht veränderbar, aber dennoch haben die meisten von uns die Möglichkeit, Veränderungen vorzunehmen, die für unsere Zukunft und ein gesundes Altern von Vorteil sein können.

Risikofaktoren für Demenz

Das Heimtückische an einer Krankheit wie der Demenz (oder jeder anderen Krankheit, die mit dem Altern zusammenhängt) ist, dass sie sich zwar erst mit 65 Jahren bemerkbar macht, aber schon 50 Jahre früher hätte behandelt werden können. Das Gleiche gilt für Ihre Rente – Du kannst nicht erst mit dem Sparen beginnen, wenn Du in Rente gehst. Der beste Zeitpunkt zum Sparen ist immer genau jetzt. Mit dem Körper verhält es sich nicht anders – auch wenn Du jetzt jung und gesund bist, musst Du heute handeln und in Deine Gesundheit investieren.

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Hörverlust

Dass Hörverlust als Risikofaktor für Demenz anerkannt wird, ist relativ neu. Dabei ist es nur logisch – die hörgeschädigte Person ist stärker isoliert, kann sich nicht an ansprechenden  Gesprächen beteiligen und wird selbst in einer unterstützenden Gemeinschaft immer passiver. Das
Gehirn wird nicht gefordert und stellt schließlich seine Arbeit ein. Obwohl die zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht klar sind, hat ein gutes Hörvermögen enorm positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und das gesunde Altern.

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Kognitive Reserven

Der zweithöchste Risikofaktor für Demenz ist eine kurze Schulzeit, insbesondere im Kindes- und Jugendalter. Geringe kognitive Reserven erhöhen die Anfälligkeit für kognitiven Abbau im Alter. Lebenslanges Lernen, kontinuierliche Herausforderungen für das Gehirn und die eigenen Fähigkeiten sind der Schlüssel.

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Rauchen

Rauchen ist ein weit verbreitetes Phänomen und birgt daher ein großes Risiko. Rauchen hat einen ungünstigen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System und Bluthochdruck. Außerdem enthalten Zigaretten Neurotoxine, die über den Blutkreislauf in das Gehirn gelangen und es nachhaltig schädigen.

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Soziale Isolation

Soziale Isolation und der Verlust der Gemeinschaft tragen in hohem Maße zum Abbau der geistigen Funktionen bei. Neue Eindrücke und Erinnerungen, familiäre Erfahrungen und der Anschluss an ein stabiles soziales Umfeld schützen langfristig vor Demenz.

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Bewegung

Studien haben einen umgekehrten Zusammenhang zwischen körperlicher Bewegung und dem Demenzrisiko gezeigt – und das ist nicht nur gut für die Demenzprävention, sondern für alle älteren (und jüngeren) Menschen. Regelmäßige Bewegung verbessert das Gleichgewicht und die Stabilität, ist eine kognitive Herausforderung, verringert das Risiko von Stürzen, verbessert die Mobilität, und wenn die Übungen in einer Sportgruppe durchgeführt werden, ist das auch förderlich für ein stabiles soziales Umfeld.

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Übergewicht

Komorbiditäten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit gehen in der Regel mit einem erhöhten Risiko für Demenz einher – insbesondere für Alzheimer und vaskuläre Demenz. Die zugrunde liegenden Mechanismen könnten die hohen Insulin- und Glukosespiegel im Blut sein,
die die Gehirnfunktion beeinträchtigen können, sowie die systemische Entzündung, die mit Stoffwechselstörungen einhergeht.

Empfehlungen zur Demenzprävention

Die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten (wenn man jünger ist, auch auf dem Weg der gesunden Ernährung zu erreichen) hat sich als vorteilhaft für die Prävention von Demenz erwiesen. Ein Blutdruck von 150/90 mm Hg sollte daher bei Personen über 80 Jahren nicht überschritten werden.

Eine mediterrane Ernährung, insbesondere mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (wie sie z. B. in Olivenöl oder Nüssen enthalten sind), verbessert die kognitive Leistungsfähigkeit und trägt somit auch zur Prävention bei.

Die Beschäftigung mit kognitiv anspruchsvollen und herausfordernden Aktivitäten und die abwechslungsreiche Stimulierung des Gehirns verringerten das Risiko einer Demenzerkrankung.

Körperliche Aktivität hat einen indirekten Einfluss auf Fettleibigkeit und Stoffwechselkrankheiten (z. B. Bluthochdruck) und einen direkten Einfluss auf das Gehirn, z. B. durch erhöhte Durchblutung, Neurogenese und allgemeine kardiovaskuläre Fitness.

Es gibt zwar noch keine wissenschaftlichen Beweise (Längsschnittstudien), die belegen, dass soziale Interaktionen Demenz verzögern oder verhindern können, aber es ist erwiesen, dass Menschen, die allein leben, nie verheiratet waren, geschieden oder verwitwet sind, ein erhöhtes Risiko für  Demenzerkrankungen aller Art haben. Unsere sozialen Normen und unsere geringe Toleranz gegenüber Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen verstärken ihre Isolation noch mehr.

Referenzen

  • Livingston (2017) Dementia prevention, intervention, and care. Lancet [390: 2673–734]
  • Sofi (2011) Physical activity and risk of cognitive decline: a meta-analysis of prospective studies. J Intern Med. [269: 107-117]
  • Hamer (2009) Physical activity and risk of neurodegenerative disease: a systematic review of prospective evidence. Psychol Med. [39: 3-11]

  • Prince (2015) World Alzheimer report 2015. Alzheimer’s Disease International

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