Hör nicht auf andere, sondern hör auf dich selbst.
Man hört immer wieder, dass es die perfekte Ernährung gibt – Fett ist gut, Kohlenhydrate sind schlecht, Superfoods machen schlank und intermittierendes Fasten ist quasi Wunderheilung. Aber welche ist die beste Ernährung und wo sollte man anfangen?
Hast Du schon die no-diet ausprobiert?
Auf der langen Suche nach der „perfekten Ernährung“ stößt Du auf viele Fragen – Mechanismen, die Du nicht verstehst, Zusammenhänge, die Dir nicht begreiflich sind – also konsultierst Du den Fachmann – Google. Heutzutage informiert sich jeder über das Internet, aber letztendlich lebt man in seiner eigenen Informationsblase. Vertrauen ist wichtig, aber es kann einen auch auf den falschen Weg führen.
Wenn man nicht weiß, wie man objektiv recherchiert, wird man immer das finden, wonach man sucht. Es ist lobenswert, dass jeder versucht, sich zu informieren, aber oft kann es auch mehr schaden als nützen. Wenn Du jedoch außerhalb Deiner „Komfortzone“ liest, kannst Du DIch weiterbilden und neue Dinge lernen. Geh also auf Entdeckungsreise, aber sei Dir bewusst, dass man nicht allem Glauben schenken sollte, was man liest. Eine gesunde Skepsis ist hilfreich.
Ich persönlich bin kein großer Fan des Begriffes Diät. Er impliziert, dass man sich nicht daran hält, dass man die Wochen zählt, die man überlebt hat, und dass man nur die Tage im Kalender durchstreicht. Wenn man ehrlich ist, würde man sie nicht ewig durchhalten, wenn man eine andere Wahl hätte.
Experten sind schwer zu finden.
Nicht alles, was man im Internet liest, sollte man glauben.

Die meisten neuen Diätformen sind nicht länger als sechs bis zwölf Monate untersucht worden, manche sogar nur ein paar Wochen. Ein Follow-up mit den Teilnehmern, nachdem sie eine gewisse Menge an Gewicht verloren und die Effizienz der Diät bewiesen haben, wird nicht immer durchgeführt. Aber was passiert mit ihnen in fünf, 15 oder 25 Jahren? Werden sie die Diät weiter verfolgen und wie entwickeln sie sich bis dahin?
Langfristige prospektive Studien in diesem Umfang sind selten, so dass die Wissenschaftler und Teilnehmer weiterhin im Unklaren über die langfristigen Auswirkungen bleiben.
Bislang ist noch nicht endgültig geklärt, welche Art von Diät die wirksamste ist (wirksam im Hinblick auf die Gewichtsabnahme). Einige berichten von fett-arm/kohlenhydrat-reich, andere von kohlenhydrat-arm/protein-reich. Aber welche Diät auch immer funktioniert, ist höchst individuell und hängt von unzähligen anderen Faktoren als nur von einem Makronährstoff ab.
Ich bestreite nicht, dass Diäten funktionieren, doch das Entscheidende ist, im Anschluss sein Gewicht halten zu können. Auch wenn kurzfristig weniger Gewicht verloren wird, ist die Mittelmeer-Diät (oder auch mediterrane Diät) die Diät mit der höchsten langfristigen Compliance (wie lange man sich daran hält und mitmacht). Allerdings ist der Gewichtsverlust bei einer kohlenhydratarmen/kohlenhydratfreien Diät wie beispielsweise der Ketogenen Diät, viel größer. Insbesondere in den ersten Monaten kann man viel abnehmen, allerdings muss man selbst wissen, wie lange man diese Ernährungform aufrecht erhalten kann und möchte – und solange bleibt es eine Diät.
Doch warum sich Woche um Woche quälen und auf leckeres Essen verzichten, wenn es auch anders geht? Man muss nur den Sprung von Diät zu Lebensstil schaffen. Doch wie geht das?
Versuche, kleine Dinge zu ändern, die Deine derzeitige Ernährung oder Lebensweise gesünder machen können, nicht alles auf einmal. Meine eigene Ernährung war vor einigen Jahren nicht sehr vorteilhaft. Süß, fettig, salzig – wer liebt es nicht? Aber irgendwann experimentierte ich mit neuen Zutaten, probierte Rezepte und Gewürze aus, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, und strich jede Woche ein oder zwei „ungesunde“ Lebensmittel (oder Lebensmittel, die ich einfach nicht mehr essen wollte) aus meinem Speiseplan. So habe ich zum Beispiel milch-, fleisch- oder zuckerfreie Wochen eingelegt und zahlreiche köstliche Alternativen entdeckt, die jetzt zu meinem täglichen Speiseplan gehören, obwohl ich immer noch ab und zu Zucker, Milchprodukte und Fleisch esse.
Ich betrachte es nicht als Diät, ich muss mich nicht zwingen, diese neuen und leckeren Lebensmittel zu integrieren, und ich vermisse auch nicht die, die ich aus meinem Speiseplan gestrichen habe! Und wenn ich doch einmal Lust auf Kartoffelchips oder einen Burger habe, bestrafe ich mich nicht dafür, sondern reduziere den Konsum und mache das Essen zu einem richtigen Ereignis!
Du wirst nicht durch Ausnahmen, die Du Dir ab und an gönnst, zunehmen (wenn sie nicht täglich stattfinden). Doch Du wirst auch nicht abnehmen, wenn Dein Lebensstil ungesund ist. Das richtige Gleichgewicht ist entscheidend – und dieses erreicht man mit einer nachhaltigen und gesunden Lebensweise und Ernährungsform, die man buchstäblich für immer beibehalten kann.
Wenn Du zu viele Dinge auf einmal veränderst – wie es bei den meisten Diäten der Fall ist –
wird Deine Motivation schnell zusammenbrechen.
Da ich eine familiäre Hyperlipoproteinämie habe (genetisch bedingt produziert mein Körper mehr Cholesterin als nötig, so dass meine Blutfettwerte höher als normal sind und ich ein ungünstiges Verhältnis der Lipoproteine LDL und HDL habe), habe ich immer (zumindest seit ich es wusste) darauf geachtet, was ich esse. Ich habe eine Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Nüssen gewählt, da ich mich überwiegend pflanzlich ernähre und nur wenig Milchprodukte und Fleisch esse. Sobald ich zu viel Fett innerhalb einer Mahlzeit zu mir nehme, bekomme ich Sodbrennen oder Bauchkrämpfe, ich kann quasi die Uhr danach stellen.
Ich begann, diesen Zusammenhang zu bemerken und reduzierte Fett – ich verwende pflanzliche Aufstriche und Olivenöl statt Butter, ich strich fettes Fleisch und Frittiertes aus meinem Speiseplan. Ich habe angefangen, auf meinen Körper zu hören, statt auf die sozialen Medien und das Internet, die mir sagten, was ich essen muss und was mein Körper nicht verträgt, weil andere das taten.
Die Stoffwechselreaktionen auf die Nahrungsaufnahme und auf einzelne Makronährstoffe sind von Mensch zu Mensch verschieden und was bei dem einen funktioniert, kann für den anderen sogar schädlich sein. Das ist bei jeder Diät der Fall – manche Menschen werden abnehmen, andere nicht. Manche Menschen können eine Erkrankung verhindern, andere nicht. Einige können ihr Gewicht halten, andere nicht.
Der Bereich der personalisierten Ernährung ist bisher nur in geringem Umfang erforscht, aber vielversprechend.
Was ist also die no-diet?
Es geht darum, auf den eigenen Körper zu hören und auszuprobieren, was für einen selbst am besten funktioniert. Es gibt keine perfekte Diät für alle und im besten Fall ist es auch gar keine Diät, sondern eine grundlegende Ernährungsumstellung. Finde heraus, was Deinem Körper am besten tut, womit Du Dich wohlfühlst und was Dich gesund hält. Wenn Du diese „Diät“ gefunden hast, mache sie zu Deinem Lebensstil, damit das Aufhören nie in Frage kommt.
Wenn die Ernährungsform zu Dir passt, wirst Du sie ein Leben lang ohne Verzicht halten können.
Das ist personalisierte Ernährung.