Die Art und Weise, wie Bezugspersonen in der Kindheit über Essen, Gewicht und Körper sprechen, hinterlässt oft tiefe Spuren, die bis ins Erwachsenenalter reichen. Der Einfluss dieser frühen Essbotschaften auf die Entwicklung des Körperbildes und des späteren Essverhaltens ist ein zentrales Forschungsthema in der Psychologie.
Die Caregiver Eating Messages Scale (CEMS) wurde 2010 von Ashley M. Kroon Van Diest und Tracy L. Tylka entwickelt, um die retrospektive Wahrnehmung dieser Botschaften zu messen. Ziel der Skala ist es, die spezifischen elterlichen (oder pflegerischen) Aussagen und Verhaltensweisen zu erfassen, die Kinder in Bezug auf ihre Nahrungsaufnahme erlebt haben. Im Fokus stehen dabei solche Mitteilungen, die später mit Körperunzufriedenheit und Essstörungen assoziiert sind.
Die Skala ist in zwei voneinander unabhängige Hauptfaktoren unterteilt, die jeweils unterschiedliche Arten von negativen Essbotschaften der Bezugspersonen abbilden.
1. Restriktive und Kritische Botschaften (RCMs/ Restrictive and Critical Messages)
Dieser Faktor umfasst alle Aussagen und Verhaltensweisen, die eine Begrenzung der Nahrungsaufnahme beinhalten oder eine kritische Haltung gegenüber dem kindlichen Essverhalten oder dem Körpergewicht zum Ausdruck bringen.
2. Druck zu Essen (PEMs/Pressure to Eat Messages)
Dieser Faktor beschreibt Aussagen oder Aufforderungen, die Druck erzeugen, eine bestimmte Menge zu essen, oft unabhängig von den Sättigungssignalen des Kindes.
Die Studien zur genannten Skala liefern wichtige Erkenntnisse über die langfristigen Auswirkungen dieser Botschaften.

Restriktive und Kritische Botschaften sind besonders problematisch und werden mit folgenden negativen Ergebnissen in Verbindung gebracht:
Die Betroffenen fühlen sich weniger wohl in ihrem Körper und nehmen eine geringere familiäre Körperakzeptanz wahr.
Eine höhere Akzeptanz eines Schlankheitsideals in der Familie.
Kritische Botschaften sind mit einer verringerten Fähigkeit zum intuitiven Essen assoziiert. Das bedeutet, die betroffene Person hat Schwierigkeiten, ihre natürlichen Körpersignale (Hunger und Sättigung) zur Steuerung ihres Essverhaltens wahrzunehmen und darauf zu reagieren – eine zentrale Grundlage für ein gesundes und entspanntes Essverhalten.
Die Skala macht deutlich, dass elterliche Essbotschaften als kritische Risikofaktoren fungieren können. Sie tragen dazu bei, dass das Essverhalten von der internen Regulation (Hunger/Sättigung) auf eine externe Kontrolle (Regeln/Kritik) verlagert wird, was die Entwicklung von problematischem Essverhalten und Essstörungen begünstigt.
Um Deine eigenen Erfahrungen mit den Essbotschaften Deiner Kindheit zu reflektieren, findest Du die Caregiver Eating Messages Scale (CEMS) als Fragebogen in den beiliegenden Kursunterlagen (PDF-Dokument).
Du kannst den Test selbstständig durchführen und anhand der beigefügten Anleitung auswerten. Die gewonnenen Ergebnisse sind ein wertvoller Ausgangspunkt für die Arbeit an Deinem Essverhalten und Deinem Körperbild. Es wird dringend empfohlen, Deine individuellen CEMS-Werte und die damit verbundenen Erinnerungen in einer unserer kommenden Coaching-Sessions zu besprechen, um eine fundierte Interpretation vorzunehmen und gezielte nächste Schritte zu definieren.